Auswärts in Skien - Eine Reise ins Land der Gastfreundschaft
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In der Europa League kommt es häufiger mal vor, dass man bei einem Gegner nicht sofort weiß, um wen genau es sich da eigentlich handelt. So ging es zumindest mir, als uns ODDs BK zugelost wurde. Wo genau spielen die doch gleich? Kurz gegoogelt und dann war klar: es würde nach Skien gehen, ein kleiner idyllischer Ort in Norwegen. Dies freute mich umso mehr, da ich noch nie ein Spiel in Skandinavien besucht hatte.

Ein ganz klein wenig wurde die Freude getrübt, als ich mit der Planung der Reise begann. Puh, Skandinavien ist gar nicht mal so günstig. Schon allein der Flug sollte einen Großteil meines Reisebudgets auffressen, so dass der Rest des Trips möglichst preisgünstig gestaltet werden musste. Aber wo kein Geld da ist, muss eben Kreativität (oder in diesem Fall die außerordentliche Gastfreundschaft der Norweger) her!

Auf dem Hinweg ging es erst einmal nach Oslo, wo ich mich mit einem Freund und regelmäßigen Auswärtsfahrer in einer Art Jugendherberge traf. Zum Glück hatte dieser dort bereits frühzeitig gebucht und konnte mich somit mit dem Tipp versorgen, dass man dort für unter 30 Euro in einer netten und sauberen Umgebung übernachten kann.

Leider kam ich erst nach Mitternacht an, so dass nur Zeit für ein kurzes Pläuschen und ein Bier blieb ehe sich jeder ins Bett verzog. Am nächsten Tag trennten sich dann unsere Wege erst einmal wieder, denn Andi hatte sich einer Truppe von Fans angeschlossen, die von einem Norweger mit dem Auto mitgenommen wurden, während ich die Weiterreise per Zug antreten wollte. Netterweise war ich nicht die einzige mit diesem Plan, so dass ich bereits am Hostel auf einen weiteren Dortmunder traf, mit dem ich mich zu Fuß auf den Weg zum Hauptbahnhof machte. Fix ein Ticket gekauft und ab zum Gleis, wo auch schon die nächste Gruppe Schwarz-Gelbe zu finden war. Da Dortmund Fans bekanntermaßen ein geselliges Völlkchen sind, suchten wir uns alle gemeinsam ein Abteil und wurden auch direkt auf den ein oder anderen Sambuca eingeladen.

Von Oslo ging es erstmal bis Larvik, wo wir für das letzte Wegstück in einen Bus umstiegen. Die knapp einstündige Busfahrt lud dazu ein, die wunderschöne Landschaft Norwegens zu betrachten. Skandinavien ist generell immer eine Reise wert und grade Norwegen hat mich mit seinem Charme absolut überzeugt.

Im Bus trafen wir auch auf die ersten Norweger, die uns (in größtenteils sehr gutem Deutsch) auf das Spiel und den BVB ansprachen. Stolz wurde eine Zeitung rumgereicht, auf deren Titelseite ein großes Bild der Südtribüne prangte.

Auch in Skien angekommen wurden wir überall äußerst freundlich empfangen und man konnte in der ganzen Stadt eine Art “Schön, dass ihr da seid” Stimmung spüren. Unsere spontan geformte Reisegruppe löste sich dann recht schnell auf, da jeder zu seinem Hotel ging. Alle bis auf Karo… Wie bereits erwähnt hatte ich versucht, die Kosten für Unterbringung so gering wie möglich zu halten. Daher hatte ich mich über Couchsurfing mit einem Norweger in Verbindung gesetzt, der mir und zwei anderen Dortmund Fans eine Schlafgelegenheit für die Nacht versprochen hatte. Wie sich später rausstellte, war das die wohl beste Idee der ganzen Reise. Ich traf mich mit Lars (besagtem Norweger) in der Stadt und gemeinsam sammelten wir die beiden anderen Dortmundfans am Stadion ein. Dort wartete dann auch schon Gernot mit seinen Mitreisenden, um mir meine Eintrittskarte zu geben. Die Französische Post ist leider dermaßen langsam, dass es oft nicht möglich ist Tickets noch rechtzeitig postalisch zu mir zu bekommen. Aber dank der freundlichen Hilfe von Gernot hat alles super geklappt und mit dem Ticket in der Tasche ging es erst einmal weg vom Stadion und hin zu Lars.
Sein Haus lag ein wenig außerhalb, dafür aber in einer absolut umwerfend schönen Gegend. Wir bekamen Bier und belegte Brote serviert und waren schnell in eine dermaßen nette Unterhaltung vertieft, dass keiner von uns den Drang verspürte, noch einmal in die Innenstadt zu fahren. So brachte uns Lars dann kurz vor Spielbeginn direkt wieder zum Stadion, wo er uns nach dem Spiel mit dem Auto auch wieder abholte. Das nenn ich mal Service!

Zum Spiel selber kann ich leider nicht sehr viel sagen. Zu einem Spielbericht gehört in meinem Augen auch ein Stimmungsbericht und selbigen kann ich aus Zensurgründen leider nicht verfassen.
Dem geneigten Leser möchte ich an dieser Stelle Ersatzweise den Text der Schwatzgelb Redaktion ans Herz legen: Hier lesen.

Nach dem Spiel ging es dann zu viert wieder zu Lars nach Hause. Erneut bekamen wir Bier und dazu auch noch Pizza. Eine so große Gastfreundschaft habe ich bisher noch nicht in vielen Ländern erlebt. Wieder plauderten wir lange und fröhlich miteinander, ehe sich die drei Jungs in ihre Schlafzimmer und ich mich auf die Couch verzog.

Am nächsten Tag traten die beiden anderen ihre Rückreise per Tramping an und ich wurde von Lars erneut in die Stadt gefahren, von wo aus ich versuchen wollte, wieder nach Oslo zu kommen.

Nach kurzer Suche auf den Busfahrplänen und leichter Verwirrung war klar, es sollte genau so laufen wie auf dem Hinweg. Also ab mit dem Bus nach Larvik, wo ich beim Umsteigen auf eine nette Dame - ihres Zeichens BVB Fan aus der Schweiz - traf, mit der ich spontan den restlichen Tag verbrachte. Mit der Bummelbahn ging es zurück nach Oslo, wo noch genug Zeit blieb, um ein wenig die Stadt zu erkunden und ein gutes Essen zu genießen.

Abends ging es dann mit dem Flieger nach Zürich, wo ich die Nacht auf dem Flughafen verbrachte. Nicht die bequemste Art zu nächtigen, aber definitiv die günstigste. Und mit Decke und Kissen bewaffnet auch gar nicht soo unbequem.

Samstag morgen um acht hieß es dann “Willkommen zurück in Genf” und ein sehr schöner Trip ging zu Ende.

Norwegen hat mich sicherlich nicht zum letzten mal gesehen und auch die Sache mit dem Couchsurfen, werde ich sicherlich noch das ein oder andere mal in Erwägung ziehen …

Karo